Vom Praktikanten zum Praxisinhaber

Lukas Grewe übernahm mit 31 Jahren eine Praxis, in der er nur vier Jahre zuvor als Praktikant angefangen hatte. Dem schnellen Aufstieg folgte ein durchdachter Übernahmeprozess. Dieser Artikel erschien in der Novemberausgabe des IFK-Fachmagazins physiotherapie.

Für Lukas Grewe ging die Sache schnell: Ende 2019 begann er als Praktikant, im Frühjahr 2020 war er Teamleiter und im Sommer fragte Praxisinhaber und langjähriges IFK-Mitglied Meinolf Wiese ihn, ob er sich die Übernahme seiner Praxis vorstellen könne. Das Angebot kam mit Aussicht auf Gestaltungsspielraum – aber nicht ohne Risiken.

Die Praxis von Meinolf Wiese in Dortmund Lichtendorf bestand zu dem Zeitpunkt seit über 35 Jahren und beschäftigte um die 40 Personen mit einem Stamm von circa 550 aktiven Patienten. Sie verfügt über drei Standbeine: Neben physiotherapeutischen und podologischen Behandlungen gibt es ein großes Kursangebot zur Prävention.

Die Entscheidung zur Praxisübernahme war schnell getroffen. „Ich wollte schon immer mein eigener Chef sein. Und Meinolf und ich, wir hatten einen Draht zueinander und wussten, dass wir an einem Strang ziehen würden“, sagt Grewe, der Betriebswirtschaft und Physiotherapie studiert hat. „Zu dem Zeitpunkt hatten wir noch keine Vorstellung davon, wie viel Arbeit eine Übernahme wirklich bedeutet.“

Bis Grewe Praxisinhaber wurde sollte es noch bis Anfang 2023 dauern. Denn neben den praxisinternen Vorbereitungen und der Information der Patienten bedeutete die Übernahme vor allem eins: Verwaltungsaufwand.

„Es geht um Beständigkeit“

Auf Grewe kamen viele Termine und Aufgaben zu, in denen es beispielsweise um die geplante Namensänderung, Zulassungsfragen, die Ermittlung des Praxiswerts, Verhandlungen mit Banken und Darlehen ging. Mit den Aufgaben wächst auch die Verantwortung. Orientierung fand er unter anderem durch die Serviceleistungen für Mitglieder des IFK. Die eingesparte Zeit habe er dankend angenommen. Aber auch sein Studium und die interne Kenntnis der Praxisstrukturen waren für den Betriebswirt und Physiotherapeuten von Vorteil im komplexen Prozess der Wertermittlung, für den es keine festen Regeln gibt. „Die Variabilität des Preises ist zwar hoch, aber wenn alles passt, geht es nicht um zwei, drei Prozent mehr, sondern um die Beständigkeit.“

Für die Patienten und das Praxisteam kam die langsame Übernahme gelegen. Dadurch konnte die Anpassung schrittweise und im angemessenen Tempo erfolgen. Transparenz und Kommunikation seien die besten Mittel, um eine Praxisübernahme und -umstrukturierung erfolgreich über die Bühne zu bringen, so Grewe.

Unterstützt durch Ansprechpartner

Er selbst bleibt praktizierend tätig. Aber als Inhaber sei seine Rolle eine andere, denn die Balance zwischen den Behandlungen, dem Büroalltag und den Innovationsentwicklungen will gefunden und gewahrt bleiben. Immerhin: Auf den Erfahrungsschatz des ehemaligen Praxisinhabers Wiese müssen Grewe und sein Team dank eines Beratungsvertrags nicht verzichten. Das sei unter anderem im Kontakt mit umliegenden Ärzten hilfreich, mit denen die Zusammenarbeit schon viele Jahre besteht.

Die Übernahme sieht Grewe als Entwicklung, die noch nicht abgeschlossen ist. „Das Stresslevel war in den letzten sechs Monaten hoch und auf manches muss man verzichten, aber jetzt beruhigt sich die Lage etwas.“ Wenn er Bilanz zieht, ist er zufrieden mit dem Wagnis, das er 2020 eingegangen ist. „Ich bin glücklich, dass ich diesen Schritt gegangen bin, trotz der hohen Verantwortung, dem vielen Stress und so weiter.“ Die Unterstützung des IFK für seine Mitglieder empfiehlt er gerne weiter. „Jeder, der selbstständig werden möchte, nimmt eine hohe Verantwortung auf sich und muss viele Dinge im Blick haben. Und da ist es gut zu wissen, an wen man sich wenden kann.“

Foto: Lukas Grewe

 

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