Physiotherapie mit offensiver Forderung nach mehr Autonomie

„Physiotherapie in der Offensive“ – unter diesem Titel stand die Podiumsdiskussion, zu der die Veranstalter opta data und ETL Advision am 30.10.2019 u. a. IFK-Vorsitzende Ute Repschläger in die Arena auf Schalke eingeladen hatten. Im Vordergrund der Debatte standen die aktuellen Entwicklungen in der Physiotherapie, insbesondere die immer noch unzureichende Vergütungssituation, die Novellierung der Ausbildungs- und Prüfungsordnung, digitale Versorgung sowie die Autonomiebestrebungen der Branche.

Repschläger wies in ihrem Impulsvortrag auf die Vorteile eines Direktzugangs für die Patientenversorgung hin: „Würde der „Umweg“ über den Arzt entfallen, könnten wir den Patienten viel schneller helfen – gerade in ländlichen Gebieten wäre das ein sehr großer Vorteil. Der Arzt wird entlastet, unnötige Kosten entfallen. Wenn der Patient schneller wieder fit ist, würde das zudem das Gesundheitssystem finanziell entlasten. Der Direktzugang hat also auch einen hohen volkswirtschaftlichen Nutzen. Und last but not least: Wir Therapeuten können unsere Kernkompetenzen zum Wohle des Patienten einsetzen – wir sind die Spezialisten, wenn es um Heilmittel geht.“



In der Diskussion wurde bemängelt, dass der Direktzugang in Deutschland bislang rechtlich noch nicht möglich ist, obwohl internationale Studien die Vorteile auch empirisch belegen. An die Politik wurde daher die Aufforderung gerichtet, die rechtlichen Voraussetzungen zumindest für Modellvorhaben zum Direktzugang zu schaffen.



Repschläger äußerte sich in der Frage verhalten optimistisch: „Wir sind dem Ziel deutlich näher als noch im letzten Jahr. Aber Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat uns beim TherapieGipfel mit auf den Weg gegeben, dass wir erst einmal unsere Hausaufgaben mit der Blankoverordnung machen sollten, bevor er weitere Schritte in Richtung Direktzugang vorbereitet. Das sehen wir anders. Er hat allerdings auch signalisiert, dass er sich nicht sperren werde, wenn andere den Direktzugang an ihn herantragen würden. Daher versuchen wir nun weiter, Mitglieder aus dem Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestags davon zu überzeugen. Bei vielen aus Opposition und Regierung haben wir offene Ohren gefunden. Aber es reicht noch nicht, um das dicke Brett der Substitution zu durchbohren. Insgesamt liegt wohl noch eine Menge Arbeit vor uns, aber wir bleiben dran!“

 

Der letzte Satz gilt auch für die Vergütungssituation, wo die Diskutanten zwar auf die seit Anfang 2017 um rund 39 % erhöhten Preise in der Physiotherapie verweisen konnten, aber einen weiterhin bestehenden Nachholbedarf von mindestens 30 % verdeutlichten. Hier wurde die Bedeutung der aktuell laufenden Wirtschaftlichkeitsanalyse ambulanter Therapiepraxen (WAT-Gutachten) betont. Die anwesenden Physiotherapeuten wurden dazu animiert, sich an der Umfrage zu beteiligen, die den Berufsverbänden in den Vergütungsverhandlungen 2020 mit dem GKV-Spitzenverband wertvolle Argumente liefern soll. Wer die Umfrage bis jetzt noch nicht ausgefüllt hat, kann das bis zum 17.11.2019 unter www.wat-gutachten.de nachholen.


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