IFK-Umfrage bestätigt Fachkräftemangel in der Physiotherapie

Die jüngst durchgeführte Umfrage unter IFK-Mitgliedern bestätigt den Fachkräftemangel in der Physiotherapie. Drei Viertel der befragten Physiotherapie-Praxen sucht neue Mitarbeiter. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die IFK-Praxen derzeit gut ausgelastet sind. Allerdings schmerzt in diesem Kontext der Terminausfall durch nicht erschienene Patienten.

Das ändert jedoch nichts daran, dass die meisten Betreiber von Physiotherapie-Praxen derzeit einen weiteren Mitarbeiter suchen und nicht vorhaben, Personal zu entlassen. Die Hälfte der Befragten suchen explizit Physiotherapeuten mit bestimmten Qualifikationen, wobei die Praxisinhaber dabei auch offen sind für frisch ausgebildete Physiotherapeuten. Die Suchmaßnahmen über die Bundesagentur für Arbeit hatten bei drei Viertel der Befragten bislang keinen Erfolg, der überwiegende Teil sucht bereits seit einem halben Jahr neues Personal. „Das Vergütungsniveau für physiotherapeutische Leistungen muss steigen, um den Beruf attraktiver zu machen. Praxisinhaber können nur hochqualifiziertes Personal beschäftigen, wenn sie in der Lage sind, entsprechende Gehälter zu zahlen", so IFK-Vorsitzende Ute Repschläger. Der IFK beschäftigt sich schon seit geraumer Zeit damit, mit Initiativen und Gegenmaßnahmen den Fachkräftemangel zu reduzieren. Die Umfrage zum Fachkräftemangel ist dabei ein Mosaikstein. Resultierend aus den Umfrageergebnissen hat der IFK nun einen Maßnahmenplan entwickelt, der unter anderem die Erstellung eines neuen Merkblatts „Personalbeschaffung" (P25) im internen Mitgliederbereich (bitte vorher einloggen) enthält. Ferner hat sich der IFK mit der Bundesagentur für Arbeit in Verbindung gesetzt, um die Instrumente bei der Personalsuche in der Physiotherapiebranche zu optimieren.

Lesen Sie hier den Artikel zum Thema Fachkräftemangel aus der Ausgabe 5/14 des IFK-Magazins physiotherapie:

Fachkräftemangel - Umfrage bei IFK-Mitgliedern
 
Von Julia Krüger und Dr. Frank Dudda

Der Fachkräftemangel in der Heilmittelbranche nimmt weiter zu. Das hat jetzt eine IFK-Umfrage unter seinen Mitgliedspraxen belegt. Der Mangel hat diverse Ursachen. Der IFK arbeitet konsequent an den verschiedenen „Baustellen", um die Gesamtsituation in der Physiotherapiebranche zu verbessern und somit auch einem weiteren Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Ein Problem ist die Personalbeschaffung. Die bislang am meisten genutzten Instrumente für die Mitarbeitersuche sind nicht immer hilfreich, auch das ein Resultat der Umfrage bei den IFK-Mitgliedspraxen.

Welche Konsequenzen ergeben sich aus dem Fachkräftemangel in der Physiotherapiebranche?

Selbstständig tätige Physiotherapeuten, die als Praxisinhaber oder freier Mitarbeiter die Versorgung der Patienten mit Heilmitteln sicherstellen wollen, geraten immer häufiger in die Situation, dass sie Heilmittelverordnungen nicht annehmen können, weil sie auf längere Sicht keine Termine freihaben. Viele Selbstständige sind daher bemüht, weitere Mitarbeiter einzustellen, um die Versorgung der Patienten zu verbessern. Dies gestaltet sich allerdings schwierig, da sich das benötigte Personal nicht finden lässt. Laut der Statistik der Bundesagentur für Arbeit aus Juni 2014 stehen inzwischen bundesweit 4.416 gemeldeten offenen Stellen insgesamt nur noch 1.761 arbeitssuchende Physiotherapeuten entgegen. Ein offensichtliches Defizit. Es herrscht ganz klar bereits heute ein Fachkräftemangel. Besonders deutlich wird dies im Westen bei 3.281 offenen Stellen und nur 1.111 arbeitssuchenden Therapeuten. Aber auch in Ostdeutschland suchen derzeit 650 Therapeuten eine Stelle, wobei 1.135 offene Angebote zur Verfügung stehen.

Angebot und Nachfrage decken sich nicht

Im Grunde genommen könnte man denken, dass es bei der momentanen Nachfrage gar keinen arbeitslosen Physiotherapeuten mehr geben dürfte. Dennoch gibt es Schwierigkeiten, denn Angebot und Nachfrage passen oft nicht zusammen. Auf Seite des Arbeitssuchenden werden direkt nach Erhalt der staatlichen Anerkennung zum Physiotherapeuten zunehmend Anstellungen mit einem relativ hohen Gehalt und bevorzugten Arbeitsbedingungen angestrebt. Dem gegenüber stehen Arbeitgeber, die auf Grund der momentanen Vergütungssituation durch die gesetzlichen Krankenkassen Gehälter in dieser Höhe nicht zahlen können, obwohl sie dringend fort- und weitergebildete Mitarbeiter mit Berufserfahrung benötigen.

Was tut der IFK?

An erster Stelle steht die Verbesserung der Vergütung für selbstständige Physiotherapeuten. Wir fordern daher konsequent von der Bundesregierung den Wegfall der Grundlohnsummenbindung und des Ost-West-Unterschieds der Vergütungen. Außerdem sind wir bestrebt, im Rahmen von Verhandlungen mit den gesetzlichen Krankenkassen größtmögliche Vergütungserhöhungen zu erzielen und möglichst kurze Laufzeiten für Vergütungsvereinbarungen auszuhandeln, um zeitnah Anschlussvereinbarungen mit erneuten Vergütungserhöhungen zu erzielen. Dazu werden aktuelle Vereinbarungen immer gekündigt und zeitnahe Termine für Anschlussverhandlungen vereinbart. Allein für das Jahr 2014 hat der IFK bereits in etwa 30 Vertragsgebieten Vergütungserhöhungen von rund 150 Millionen Euro mehr als im Vorjahr ausverhandelt. Insgesamt stehen Therapeuten allein aus der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und Unfallversicherung derzeit jährlich über 4,1 Milliarden Euro zur Verfügung.

Dass eine Physiotherapiepraxis dennoch nicht mehr ausschließlich von den Umsätzen aus GKV-Leistungen überleben kann, hat zuletzt die IFK-Wirtschaftlichkeitsumfrage 2013 belegt. Deshalb hat der IFK exklusiv für seine Mitglieder bereits in mehreren Selektivverträgen eine Vergütung von mindestens 1 Euro pro Minute vereinbart und ist weiterhin bestrebt, seine Mitglieder bei dem Aufbau zusätzlicher Standbeine zu unterstützen.

Ein weiteres wichtiges Ziel ist die Schaffung von mehr Autonomie von der ärztlichen Verordnung: der Direct Access. Dazu drängt der IFK auf eine weitere Veränderung des Berufsgesetzes und der dazugehörigen Ausbildungs- und Prüfungsverordnung, um die Professionalisierung des Berufs voranzubringen.

Regional beteiligt sich der IFK bereits an entsprechenden Initiativen zur Fachkräftesicherung in Rheinland-Pfalz und im Raum Berlin-Brandenburg. Darüber hinaus plant der IFK, zukünftig auch in anderen Bundesländern derartige Projekte intensiv zu fördern und zu unterstützen.

Als absolut positiv in diesem Zusammenhang wertet der IFK eine Initiative der SPD-Regierungsfraktion von Rheinland-Pfalz. Diese hat Ende Juni im Landtag die Landesregierung aufgefordert, künftig eine kostenfreie Ausbildung von Physiotherapeuten sicher zu stellen. Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

Wie können Mitglieder den IFK beim Thema Fachkräftemangel unterstützen?

Eine Maßnahme zur Beurteilung des Fachkräftemangels in der Physiotherapiebranche sieht der IFK nicht zuletzt in der Analyse des Ist-Stands anhand von Zahlen und Fakten. Diese helfen uns dabei, den maßgeblichen Institutionen die Arbeitswelt des Physiotherapeuten und der Heilmittelbranche unverzerrt widerzuspiegeln und Forderungen zu belegen.

Die letzte Umfrage zum Fachkräftemangel hat in der Zeit von April bis Juni 2014 stattgefunden. Rund 15 % der IFK-Mitglieder haben sich beteiligt.

Welche Ergebnisse konnten durch die Umfrage ermittelt werden?

Die Umfrage lieferte Informationen zum Personalbedarf, zu den Instrumenten der Personalbeschaffung und zur Dauer der Suche. Folgendes konnte festgestellt werden:

Personalbedarf

•  Entlassungen sind in nahezu keiner Praxis geplant.
• Die vorhandenen Mitarbeiter sind derzeit ausgelastet, ohne Berücksichtigung unvorhersehbarer Terminausfälle.
• Fast drei Viertel der befragten IFK-Praxen sucht neues Personal (72,34 %).
• Der größte Teil der Praxen sucht einen neuen Mitarbeiter (52,76 %).
• Über die Hälfte der Befragten sucht explizit Physiotherapeuten mit bestimmten Qualifikationen (53,08 %).
• Zwei Drittel der Praxisinhaber sind auch offen für frisch ausgebildete Physiotherapeuten (68,67 %).

Nutzung von Instrumenten zur Personalbeschaffung

• Knapp zwei Drittel der befragten IFK-Praxen nutzt Instrumente der Bundesagentur für Arbeit (BfA).
• Davon haben bei rund 75 % die BfA-Instrumente nicht weitergeholfen.
• Ein größerer Teil von rund 86 % nutzt bei der Personalsuche Zeitungsanzeigen oder Aushänge.
• Die Maßnahmen Zeitungsanzeigen und Aushänge haben über einem Drittel (38,54 %) der Praxen neues Personal beschafft.

Daraus kann man schließen:

• Die Suche mit Zeitungsanzeigen/Aushängen scheint effektiver zu sein, als die Suche über die BfA.

Dauer der Suche

• Der größte Teil (ca. 40 %) sucht bereits 1 bis 3 Monate, gefolgt von ca. 32 %, die bereits 3 bis 6 Monate suchen.

Welche Maßnahmen ergeben sich durch die Umfrageergebnisse?

Der IFK hat aktuell einen Maßnahmenplan entwickelt, der unter anderem die Erstellung eines neuen Merkblatts „Personalbeschaffung" beinhaltet. Dieses Merkblatt (P25) ist für selbstständige IFK-Mitglieder kostenlos im Physioservice (Mitgliederbereich auf der IFK-Homepage) abrufbar und beinhaltet unter anderem Möglichkeiten und Ideen zur Personalbeschaffung.

Ferner wird der IFK der Bundesagentur für Arbeit eine Rückmeldung zum Umfrageergebnis geben und versuchen, Gespräche zur Optimierung der Vermittlung in der Physiotherapie zu initiieren.

Fazit

Die aktuellen Umfrageergebnisse bestätigen die Annahme des IFK, dass der Fachkräftemangel schon heute in den Physiotherapiepraxen deutlich zu spüren ist. Die Personalbeschaffung gestaltet sich schwierig. Geeignetes Personal wird oft erst spät gefunden, selbst wenn arbeitssuchende Physiotherapeuten vorhanden sind.

Die direkten Maßnahmen, die der IFK aufgrund der Umfrageergebnisse ergriffen hat, ergänzen die generellen Aktivitäten des IFK auf berufspolitischer Ebene etwa die Beteiligung an regionalen Initiativen. Wir arbeiten von verschiedenen Seiten auf das Kernziel hin, dass der Physiotherapeut für seine Leistungen am Patienten vor allem eine angemessene Vergütung erhält, von überzogenen bürokratischen Pflichten entlastet und das Berufsbild aufgewertet wird.

Politisch haben wir dieses Anliegen zuletzt dem Generalsekretär der SPD NRW, André Stinka, anlässlich seines Besuches in der IFK-Geschäftsstelle auf dem Gesundheitscampus, vorgetragen. (Foto: Stinka in Geschäftsstelle)
Stinka kündigte an, sich dafür einzusetzen, dass das Thema Fachkräftemangel in Therapieberufen auch in NRW verstärkt in den Blick genommen wird. Am Rande des Gesprächs wies er zudem darauf hin, dass Prävention in der Landespolitik einen hohen Stellenwert habe und, dass man zugleich immer auch daran arbeiten sollte, überholte Strukturen zu verändern. Mit beiden Ansätzen unterstrich er die Positionen des IFK.

Weitere Initiativen auf politischer Ebene stehen nach der Sommerpause nicht nur in Berlin an.

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