IFK-Wissenschaftspreis 2023: Physiotherapeutische Intervention bei Long-/Post-COVID verbessert Symptome

Für ihre gemeinsamen Bachelorarbeit „Physiotherapeutische Interventionen bei Long-/Post-COVID-Fatigue – Ein Scoping Review“ haben Sarah Langensiepen und Berit Ricken von der Hochschule für Gesundheit in Bochum den zweiten Platz des IFK-Wissenschaftspreises in der Kategorie „Bachelorarbeit Literatur/Konzept“ erhalten.

Mit dieser Übersichtsarbeit sollte die aktuelle Evidenz für physiotherapeutische Interventionen und Maßnahmen zur Behandlung von Fatigue bei Long-/Post-COVID zusammengefasst werden. Ziel der Studentinnen war es des Weiteren, die Definitionen, die in den aufgenommenen Arbeiten für Long-/Post-COVID und Fatigue bei Long-/Post-COVID verwendet wurden sowie die genutzten Assessments zu sammeln.

Von Long-/Post-COVID spricht man, wenn nach der Genesung von einer akuten SARS-CoV-2-Infektion von anhaltenden oder neuauftretenden Symptomen berichtet wird, die mit der Viruserkrankung in Verbindung gebracht werden. Aktuell gibt es noch keine einheitlich genutzte Definition für diese Diagnose. Eines der häufigsten Symptome ist Fatigue, stellten Langensiepen und Ricken in ihrer Arbeit heraus. Im Kontext von anderen Erkrankungen haben sich unter anderem bewegungsorientierte und Selbstmanagement fördernde Maßnahmen als physiotherapeutisch relevant zur Behandlung von Fatigue herausgestellt. Auch für Fatigue bei Long-/Post-COVID werden bereits Empfehlungen für eine körperlich aktive Therapie ausgesprochen. Daher stellten sich die Bochumer Studentinnen die Frage, inwieweit sich die bereits bestehende Evidenz für Interventionen bei Fatigue auf Long-/Post-COVID übertragen lässt und was die optimalen Therapieoptionen spezifisch für Fatigue bei Long-/Post-COVID sind.

Langensiepen und Ricken ermittelten 5.569 Veröffentlichungen, von denen 70 Publikationen die Einschlusskriterien des Scoping Reviews erfüllten. Dabei handelte es sich um 21 abgeschlossene Studien und 49 Studienprotokolle. In 15 der Studien wurden Definitionen für Long-/Post-COVID angegeben. Die Studentinnen konnten jedoch keine Tendenz für eine einheitliche Definition ermitteln. In keiner der Studien wurde eine Definition für Fatigue bei Long-/Post-COVID-19 genannt. Der größte Teil der Studien und Protokolle untersuchte die Wirksamkeit von bewegungsbezogenen und edukativen Interventionen zur Reduktion von Fatigue. Die Durchführungen erfolgten in Einzel- und Gruppenbehandlung, im Heimtraining und/oder als Telerehabilitation. Langensiepen und Ricken stellten heraus, dass in allen Studien von einem Rückgang der Fatigue-Symptomatik berichtet wurde. Jedoch konnte nur in zwei Studien eine statistische Signifikanz des Rückgangs im Vergleich zu einer Kontrollgruppe ermittelt werden.

Die Übersichtsarbeit veranschaulicht, dass in der relativ kurzen Zeit seit Bekanntwerden von Long-/Post-COVID bereits verschiedene physiotherapeutische Interventionen zur Behandlung von Fatigue untersucht wurden. Alle Studien konnten über positive Ergebnisse berichten. Allerdings wurden die Interventionen selten mit einer Kontrollgruppe verglichen und nur wenige Studien gaben an, dass die Ergebnisse statistisch signifikant waren. Es besteht allerdings aus physiotherapeutischer Sicht noch immer ein hoher Forschungsbedarf bezüglich klinisch signifikanter, erfolgreicher Behandlungsmethoden, um zur Symptomreduktion und Lebensqualitätsverbesserung bei Long-/Post-COVID-Patienten beizutragen, so die Preisträgerinnen.

Wir gratulieren herzlich zum Gewinn des zweiten Platzes des IFK-Wissenschaftspreises in der Kategorie „Bachelorarbeit Literatur/Konzept“.

Die Artikel der weiteren Preisträger finden Sie hier.

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